Glaubt man ja auch erst mal nicht. Ruhrgebiet. Dortmund. Abfahrt Autobahn, es geht durch ein Wohngebiet, einmal rechts abbiegen, einmal links - und ein Cowboy läuft freundlich nickend über die Straße! Führt sein Pferd auf einen Innenhof, umrandet von Ställen, Scheunen und Wohnhäusern. Im Hof noch mehr Cowboys und noch mehr Pferde! Mitten in Dortmund, wild wild west. Hier trägt man Jeans, Boots und Hut.
Jürgen und Sandra haben sich mit der Cityranch ihren Westerntraum erfüllt. Mit Hunden, Pferden, Kühen, Äckern, Weiden, Reithalle und was so dazugehört. Sie trainieren Pferde, unterrichten kleine und große Westernreiter und zeigen neuen Cowboys und -girls auch, wie man mit dem Lasso umgeht. An diesem Wochenende haben sie Besuch aus Kanada. Ein Rancher aus Alberta, im Westen Kanadas, wo es die Rocky Mountains gibt, Seen, Nationalparks, Ölvorkommen und eben echte Cowboys.
Brian Delinte gibt einen Kurs über Ranch Roping und Horsemanship, also wie man auf einer Ranch mit dem Lasso arbeitet und Pferde besser versteht - grob gesagt. Während die Lassoarbeit für einige hier mehr Sport oder Hobby ist, braucht Brian Pferd und Lasso tatsächlich im Alltag, um seine Rinder in der kanadischen Weite zu versorgen. „Unser Vieh ist unser Lebensunterhalt, wenn es den Tieren nicht gut geht, können wir nicht gut leben. Also behandeln wir sie auf die bestmögliche Weise. Und wenn wir die Rinder direkt auf der Weide zum Beispiel medizinisch versorgen, ist das am besten und am einfachsten für uns. Und auch für die Tiere.“ Außerdem käme man mit dem Truck nicht nah genug dran, sei mit Pferd querfeldein schneller und schone auch noch das Weideland. Also sitzt Brian zuhause fast täglich im Sattel, kümmert sich um seine gut 75 Rinder, kontrolliert Zäune und behält das Gras im Auge.
Die knapp 10 Teilnehmer sind begeistert von den Geschichten, die Brian aus seinem kanadischen Cowboyalltag erzählt, von den Tipps und Tricks aus seinem Ranchleben. Und Brian freut sich, wie sie alles gierig aufsaugen. „Ich bin echt beeindruckt von den Menschen hier, von ihrer Gastfreundschaft und von ihrem Talent. Allein schon, dass ich mit ihnen teilen darf, wie wir leben und dass sie alles darüber lernen wollen, wie wir die Dinge im Alltag händeln, ist ein großer Erfolg für mich.“
Tim Jansen ist Vize-Europameister geworden bei der Ranch Roping Competition 2015, 2016 holt er in Österreich sogar den Titel. Für den Job sitzt der Softwareentwickler meistens vor dem Rechner, viel lieber aber im Sattel. Er hat den Brian, kanadischen Cowboy, schon auf dessen Ranch in Alberta besucht und ihn jetzt nach Deutschland geholt. Das sei schon eine Wahnsinnssache, dass Brian hierher kommt, um „uns Newbies“ Ropingunterricht zu geben, sagt Tim. „Und ich glaube, wir haben alle viel gelernt, viel Spaß gehabt und auch Respekt davor bekommen, was ein Cowboy in Kanada tagtäglich macht.“
Yeeha. Dieses Mal aus Dortmund.
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